3.2. Ostsee, Gene, Badenixen und der Aufruf, Namen

Im Sternenland inmitten des galaktischen Schwarzen Lochs und auch auf dem Planeten inmitten der Waage war es auch ein Brauch, dass, um Erfolg zu gewährleisten, wertvolle Gene nicht von einer Person alleine herumgeschleppt wurden. Das war historisch gewachsen, so wie die Polygamie in anderen Kulturkreisen. Wer es nicht glaubt frage nach. Erst kürzlich in 2007 entschied ein Gericht auf der Erde, dass ein Mann mit zwei Frauen diesen Wochentage zuzuweisen habe, so dass jede an dem ihr zugesprochenen Tag sich darauf verlassen kann, nicht mit der anderen betrogen zu werden.

Wer spitzt da die Ohren und denkt darüber nach, ob das einen Antrag im Kulturausschuss wert wäre? Zur Abwechslung mal im Romanischen Haus mit lebenden Puppen spielen?
Nun, jede Landschaft hat so ihren typischen Namen. Und da, wo sich die ZZ-Autokennzeichen „Gute Nacht“ sagen, gäbe es bestimmt Erfolg, denn aus den Annoncen vieler Blätter gibt es Angebote zuhauf. Und kommen dann Enttäuschungen, kann man ja durchaus den hohen Wert seine Exgattin wieder entdecken und diese ein zweites Mal ehelichen. So einem anderen Planetarier geschehen im südlichen Zipfel eines Landkreises.

Badenixen, wie man jene, welche die Gene erhalten sollten, auch nannte, konnten einem aber auch auf ganz andere Weise begegnen. So, wie es Peo in den siebziger Jahren geschah.

Peo, während seiner Zeit als Lehrer mit seinen Klassen auf Ferienreisen, landete einmal mit seinen fünfundzwanzig Jugendlichen auf dem Zeltplatz in „Wieck am Darß“.
Die Zelte wurden in einem Sportwarengeschäft Ecke Topfmarkt/Wenzelsstraße schon vor Weihnachten bei Petra Marx, einer Absolventin der Zehnklassigen Polytechnischen Oberschule Jan–Hus und Tochter von Doris und Ulf Marx, den verdienten und dann ausgeschalteten Europafans, aus der Schulstraße 11, hier als Verkäuferin tätig, bestellt.
Am Abreisetag im Juli kamen alle mit Unterstützung der Eltern, Freunde und Bekannten zum Naumburger Bahnhof und ab ging es zu den Reisezielen Prerow an der Ostsee oder Seedorf am Schweriner See oder Wieck am Darß, immer geordnet als angemeldete Schülerreise, immer mit Gaudi beim Umsteigen und gutgelaunt.
Gunter Herrmann, Uwe Dallmann, Beate Thober, Romy Rothe, Jutta Gaudigs, Regina Teske, Petra Wittig, Andreas Schumann, die dunkelhaarige Elke Reichert, Annett Quaas, Udo Hirschfeld, Ulf Schindler, Thomas Putze, Andreas Glaser, Ilona Naujokat, Rita Schmalz, Ute Heinrich, die Maskeschwestern Ruth und Erika, Dietmar Becker von der Bäckerei Bäcker aus der Jakobstraße… und viele andere aus Schönburg, aus Possenhain, aus Meyen, Molau und aus Naumburg schlugen ihre Zelte auf und richteten sich, wir waren am Abend nach langer Zugfahrt und ÖPNV-BUS angekommen, in ihren zwei bis vier Personen fassenden Zelten ein.

Die Mädchen begannen sofort mit Weiterschnattern, die Jungen mit dem Skaten. Später bezogen sie den kleinen Christian mit ein. Gab es bei Beate den Anstoß, später in Erfurt „Am Roten Berg“ als Kindergärtnerin zu leben? Im Januar 2008 erfuhr Peo davon. Hier und weiter unten wäre noch viel Platz, um gute und weniger gute Empfindungen, Erlebnisse, Namen unter zu bringen.
Wir erinnern uns an Ann-Kathrin Kunze, welche plötzlich, Wasser- und Mineralienmangel waren wohl dem Schlankheitswahn geschuldet, die Adern nicht mehr unter sondern über der Haut trug. Ein Arzt musste her. Alles ging gut.

In Prerow waren Frau und Kind und ein schönes Wohnzelt dabei, in Wieck trug Peo alleine die freudige Last der Aufsicht. Und was machte zum Beispiel dort die Lehrkraft?
Die saß in einem 2 mal 2 Meter großen Spitzzelt und vereinsamte. So konnte das nicht beginnen und in einem mit drei Jungen besetzten Zelt wurde Peo eine Ecke für die Luftmatratze frei geräumt. Peos Zelt wurde zum Gepäckzelt. Das hatte für die gesamte Crew gewaltige Vorteile, wie sich bald herausstellte. Beobachtend, wie Peo gegen Mitternacht in einen Tiefschlaf verfiel, konnten sich alle aus dem Staub machen und sich ihren verständlichen Dummheiten hingeben, wie mit einem Kahn nachts auf dem Bodden umhergondeln und getrennt nach Geschlechtern über die Bordwand pinkeln, Zeltdiskos besuchen, im Darß lustwandeln. Das erfuhr die Lehrkraft aber immer erst, wenn der schulische Alltag alle wieder hatte.

Von Wieck ging es auch per pedes nach Prerow, fast täglich zum Weststrand und einmal nach Ahrenshoop. Zwischen den Buhnen wurde ein Schwimmbereich festgelegt und auf ging es ins Wasser.
Peo machte ein paar Züge und blieb dann im brusthohen Wasser stehen, um seiner Aufsichtspflicht nachzukommen. Das Wasser war sehr klar, die Sonne schien hell, die See zwischen den Buhnen wogte leicht auf und nieder.
Plötzlich erschien vor Peos Augen eine unter Wasser schwimmende Nixe. Sie schwamm und schwamm mit im Wasser fließenden langen Haaren, die Augen immer größer werden lassend. Einer Eingebung folgend ergriff Peo ihre ihm zugewandten Hände und zog sie nach oben. Es war die zierliche Romy, heute Chefin in einem Wein- und Speisenausschank in Freyburg an der Unstrut, welche nicht mitbekommen hatte, dass ihr ein Hinstellen gereicht hätte, um aus dem Wasser zu ragen, sie wegen des wogenden Wassers aber schwimmend nicht von alleine die rettende Oberfläche erreichen konnte. Der Seufzer der Erleichterung, nach dem ersten Atemzug ausgehaucht, klingt heute noch nach und lässt Peo im Bett in die Senkrechte gehen.
Mit den etwas höher gewachsenen und auch langbeinigeren 16 jährigen Beatrix Schubutz oder Sylvia Mönch wären diese als Nixen ohne Hilfe den Fluten entstiegen.
Auf dem abendlichen Heimweg schmeckte allen, auch Peo, das beim Ahrenshooper Bäcker gekaufte und noch warme Mischbrot, welches schon auf dem Wanderweg am Darß entlang „gerissen“ wurde.
Mancher Übermut endete aber auch weniger lustig. Die Gruppe kam abends auf dem Zeltplatz an, schlängelte sich an den Zelten vorbei zum eigenen Lager. Kurz danach erschien ein aufgebrachter Herr und bat um Besichtigung einer Untat.
Was war geschehen? Der schwergewichtige Andreas Schumann „sah neben einem Zelt eine Tube Zahnpasta Rot-Weiß liegen und springt voller Übermut darauf“. Die Pasta entwich, wie eine Rakete schräg aufsteigend, der Hülle.
Welch ein Glück: Alles flog über das neu erworbene Zelt des Urlaubers.
Welch ein Pech: Der vom Bodden kommende Wind drückte die sich über das Zelt bewegende Masse zurück an die Leinwandvilla. Was nun? Zahnpasta lässt sich von einer blauen Leinwand nicht mehr entfernen und jeder Gang am Unglücksort vorbei war peinlich. So wurden Peo und der nicht nachtragende Urlauber sich einig, einen Tag mit Andreas sehr böse zu sein.

Es kam auch vor, dass sich erwachsene Zeltler entsetzten, weil sich eine Klasse sechzehnjähriger oder jüngerer Schüler in Seedorf am Schweriner See niederließ. Kaum angekommen, die Zelte u-förmig mit Öffnung zum See aufgebaut, nun friedlich beieinander sitzend, erschien ein aufgebrachtes Ehepaar und verlangte den Abgang.
„Wir möchten nicht gestört werden und wenn Sie mit den Schülern nicht gehen, dann werden wir uns an Ihre Abteilung Volksbildung wenden. Wir sind schließlich in der Volksbildung Mitarbeiter beim Rat des Bezirkes Potsdam“. Peo, der immer das Statut der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, ein kleines handliches Heftchen, bei sich trug, blätterte kurz darin und überzeugte sich davon, dass die beiden Genossen sich parteischädlich verhielten, denn wo ein Genosse ist, da ist die Partei und die liebt die Kinder und Jugendlichen und fördert deren Ferienglück.
Das hatte zur Folge, dass Peo seine friedlichen Schüler aufforderte, nach dem Motto „Wie du mir, so ich dir“ zu handeln. Nach zwei Tagen waren die aggressiven Genossen verschwunden.
Ein nebenan zeltendes Rentnerehepaar gestand uns nach ein paar Tagen, dass auch sie am Ankunftstag Befürchtungen beschlichen. Am Ende der vierzehntägigen Nachbarschaft überließen sie der rücksichtvollen, höflichen und hilfsbereiten Schülerzahl mit Anja Meißner, Rene Fischer, Sandra Scheler, Christian Aumann, Christian Wittenbecher, Sven Poltmann, Maik Hofmann, Raik Heitmann, Christian Kah, Wolfgang Kern, Myrian Sturm, im Jahr 2008 die Mama eines Sohnes und einer reizenden Viertklässlerin, welche Peo und seine Frau beim Autokauf fachmännisch beriet, Sandra Seifarth, dem heutigen Lyriker und Erzieher Ronald Frohn, Pia Knabe, Grit Böhme und deren kleineren Bruder Holger, Mario Kurth und dem heutigen Diplompädagogen an einer Berufsschule Sven Jügler, dem heutigen Kraftfahrzeugmanager Mario Nentwich und vielen anderen Stühle, Pfannen, Brenner und Töpfe, welche sie dann im Herbst in Naumburg wieder abholten. Nötig war es nicht, aber sehr freundlich gedacht. Bisher gab es nämlich Erbsen- oder Sternchensuppe aus dem Beutel oder den Abendtee immer aus ein und demselben Eimer, mit dem Tauchsieder gekocht bzw. gegart. Hin und wieder leistete man sich aber auch die Zeltplatzterrasse mit ihren Imbissmöglichkeiten oder es wurden selbst geangelte Fische auf dem Spirituskocher gebraten.

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