5.2.10. Das Lied ist gesungen
5.2.10. Das Lied ist gesungen
Am letzten Tag des kommunalen Wahlspektakels 1994 ging die aktive Politik aus Peos Leben und er, seit 1991 schon mit einem halben Fuß darin stehend, ganz hinein in ein Leben mit den Versorgten, nicht durch sich wiederholenden Wahlkampf gefährdeten Positionisten, sprich Amtsstuben bevölkernden Beamten und Angestellten. Er wurde zum widerspenstigen Schreibtischtäter. Ohne Mandat. Ohne Partei. Ungeschützt.
Im Ruhestand zurückdenkend konnte er sich zufrieden in den Sessel lehnen. Er hatte sein Lied gesungen, sich nicht gebeugt, nicht korrumpiert, nicht angebiedert, doch auch Fehler im Namen der politischen Erneuerung gemacht. Seine Art der Historie, auf seinem Boden gewachsen, erschien ihm als Recht, andere mögen sie als „zu verwüstendes Unkraut“ betrachten.
Den häuslichen Hobbys frönend ging es nun um Rosen spritzen, Enkel spazieren fahren, der Gemahlin mit einer Quarktorte den Nachmittag versüßen und sich mit einigen Stückchen bei der gegenüberliegenden Nachbarschaft für gleichfalls herübergereichtes Selbstgebackenes zu bedanken.
Quarktorte ohne Boden
( Springform )
Man nehme: 125 g Margarine
400 g Zucker
6 Eier
1000 g Magerquark
1 Päckch. Vanillezucker
100 g Gries
1 Eßlöf. Mehl
1 Pckch. Backpulver
einige Zitronenspritzer
……………….. und so wird’s verrührt:
Margarine, Zucker und Eigelb in einer warmen Schüssel schaumig rühren. Nun gebe man Quark, Vanillezucker und Gries dazu, mische das Mehl mit dem Backpulver und hebe es unter die Masse.
Die sechs Eiweiß steif schlagen und darunter ziehen. Das Ganze in eine mit Backpapier (für den Rand und den Boden am Besten zugeschnitten) ausgelegten oder gut gefettete Springform geben und bei 170 Grad Celsius 1 Stunde goldgelb bis leicht bräunlich backen (evt. mit Alufolie abdecken). Auf den noch heißen Kuchen 125 g zerlassene Butter verteilen und abgekühlt mit Puderzucker bestäuben.
Peos Technik: Abgekühlt den Springformrand abnehmen, zwischen zwei Platten einmal stürzen und das Backpapier abziehen. Danach auf den Tortenboden zurückstürzen. Unter einer Tortenhaube wird die Oberfläche feucht und der Schick ist hin.
Ach ja, verwüstendes Unkraut?
Nicht umsonst erhielt er von der Gattin eines mit Kunst befassten Pädagogen, welcher zum Dienst nicht mehr antreten durfte, leider erst zehn Jahre später ausgehändigt, einen Brief, in welchem deutlich der Wunsch zum Ausdruck gebracht wurde, Peo möge umkommen. Mit dem Mädchenname unterschrieben wäre es Peo, die Post beizeiten erhaltend, sofort möglich gewesen, die Jäterin (siehe Unkraut) zu treffen. Er erkannte sie auf Anhieb. Aber damals stand noch nicht an jeder Telefonzelle: Ruf doch mal an.
Peo war ja nun bloß ein kleiner Mensch, der mit Gleichgesinnten und in seinen engen Grenzen Großes schaffen wollte, ohne selbst der Größte zu sein. Die von ihm nicht erkannten Grenzen, Hürden oder unsichtbaren Stolperdrähte sollten sich ganz schnell auftun, kaum, dass die ersten Maschen der Vernetzung durch die Karrieresüchtigen gestrickt waren. Diese vertrugen keine Pietät.