5.2.4. Napola, Kadette, Kontakt in die Betriebe
5.2.4. Napola, Kadette, Kontakt in die Betriebe
In den siebziger Jahren fanden in den Winterferien wöchentliche Fortbildungen statt. Offiziere der Nationalen Volksarmee erläuterten den Pädagogen die Entstehung des zweiten Weltkrieges. Nun hatte Peo durch seinen Schwiegervater erfahren, dass nach Aussagen von Kriegsteilnehmern diese der Ansicht waren, der Krieg habe mit der Einverleibung Litauens durch eine der späteren Siegermächte begonnen und nicht mit dem Überfall auf Polen.
„Wo haben Sie diesen Unsinn her? Davon steht nichts in unseren Geschichtsbüchern“ war die übellaunige Antwort des Bildungsoffiziers aus der im Volksmund genannten Kadette, auch Napola benannt. Die Arroganz der Partei verinnerlicht fühlte er sich nicht bemüßigt, seinen Widerspruch nachzuweisen.
Hier, wo Peo 1953 mit einem Pferdegespann Essenreste aus der Napolaküche der Kasernierten Volkspolizei für das Volksgut abholte, wo Militärkader auf Pädagogen angesetzt worden sind, hier erlebte Peo als Beigeordneter und stellvertretender Landrat im Auftrag des Landrates im Herbst 1990, am 2. Oktober, die Übergabe der Einrichtung einer untergegangenen Republik durch die alten Militärs an die neuen Militärs. Dabei erschienen die Genossen Oberste, eben noch die weiße Paradeuniform der Nationalen Volksarmee tragend, nach kurzer Pause im Kampfkhaki der Sieger der Geschichte, der gebrauchten Bundesländer. Peo war dabei sehr unbehaglich zumute. Auch Gegner sollte man nicht entwürdigen beziehungsweise demütigen. Diese mystische Veranstaltung wurde noch von einem Militärorchester übertönt. Auch blies ein politisch liberaler Vertreter des neuen Regierungspräsidenten im breitesten sächsisch seine ergebenen Luftblasen in den Festsaal. Er war einer von der Sorte, die Monate vorher noch höherrangig im Bezirk der Sozialistischen Republik funktionierte und offensichtlich durchschlüpfen konnte.
Und der neue westlich geprägte Chef, ein typischer Vertreter der zweiten Garnitur, hatte Profilarbeit zu betreiben, den kümmerten Gefühle nicht. Hauptsache, seine Zigarette qualmte, rücksichtslos und an jedem Ort und zu jeder Gelegenheit. Als ihm, diesem Kleine-Geist, die Luft ausging, eröffnete er in der benachbarten Großstadt eine Kanzlei.
Hier, in diesem Festsaal durchbrach Peo die Tagesordnung des „Ersten Kreistages“ neuer Zeit und verwahrte sich dagegen, dass der ehemalige NVA-Haus-Chef das Hohe Haus, es war noch vor dem erwähnten Fahnenwechsel, als Gastgeber begrüßte.
„Herr Dr. Oberst, sie mögen ein ehrenwerter und kultivierter Herr sein, sind aber politisch gezeichnet und zur Begrüßung nicht geeignet“.
Die Reaktion der neuen Fraktionen war mäßig. Sie zuckten leicht zusammen und gingen zur Tagesordnung über.
Davon nichts in den Akten? Hat der IM Peo geschont? Die ihm vorliegenden Kopien der Berichterstattung machen ihn auf den gediegenen Ruf seiner kleinen Familie noch heute stolz.
Zur Tagesordnung über gingen und gehen ja viele.
In einem Gymnasium der Kleinstadt mit einem Dom feierte man 2008 das „Goldene Abitur“. Selbstgefällig saßen sie da, die Neuen und die Alten, die in den Westen gegangenen und die im Osten gebliebenen. Sie gaben mit keiner Regung von sich, welche Schwierigkeiten und Probleme die hatten, welchen der Zugang aus der Achtklassenschule zur Vierjährigen Oberschule, vor dem Aufstand am 17. Juni 1953 sehr massiv und danach verdeckt und weiter folgenreich, verwehrt wurde, wie sie zu Angepassten wurden, um das Abi zu erreichen.
Erst eine nicht zur Feier angemeldete Rede eines ehemaligen Schülers dieses Gymnasiums über die Zwänge und Einschränkungen zu Zeiten der Deutschen Demokratischen Republik ließ die Anwesenden aufhorchen. Sofort erfolgte über die Tagespresse die Antwort durch einen Altkommunisten und jetzigen Stadtrat: „Das wäre eine hasserfüllte Brandrede gewesen“. Der Leserbrief „Politisches Verhalten Entschied über Abitur“ vom 16. Juli 2008 hat hoffentlich auch die Schulleitung erreicht und regt diese an, sensibler mit der Vergangenheit des Hauses umzugehen.
Somit stört Peo auch nicht der verbreitete Klatsch einer ehemaligen Familienfreundschaft, er fahre mit seinen Klassen nur an die See, um die Mädchen im Bikini zu sehen.
Und das vierzehn Tage bis drei Wochen lang? Das hätte er im Blütengrund, einem Freibad an den Ufern der Saale unterhalb der Weinberge mit FKK- Strand, billiger haben können. So schnell konnte also eine Freundschaft, offensichtlich auf tönernen Füssen, zerbrechen, nur weil der sich für eine Schulleiterstelle bewerbende Ehemann, mit seiner Parteivergangenheit nicht geeignet, aber ansonsten durchaus tüchtig und befähigt, abgelehnt wurde. Peo war nicht nur, Peo musste konsequent sein, wenn er den Anspruch der Öffentlichkeit erfüllen sollte. Und dafür waren die Bürger und er schließlich auf die Straße gegangen.
Ach, wenn Peos ehemaliger Freund das doch einsehen könnte. Wie schön war es noch in der Zeit der unpolitischen Begegnungen oder muss man sagen in der Zeit der Ahnungslosigkeit?
Klein Mathias küsste vor lauter Liebe zum Dackel im Begrüßungsdurcheinander diesen auf das Hinterteil, während sein Schwesterchen durch die Diele wackelte.
Nun, Peo hat Ersatz gefunden. So wiegt er sich heute eben im Schoß der Dankbarkeit, wenn ihm die nun schon fünfzigjährigen und jüngeren Ehemaligen immer als erstes bei Begegnungen vorschwärmen, wie wunderbar es doch beim Zelten, Wandern, Zugfahren nach und in Prerow, in Wieck am Darß, in Ahrenshoop, auf dem Traditionsschiff, an der Dessauer Adria in den Fässern kampierend, in Artern, in den Feengrotten, in der Burg Ranis, auf dem Inselsberg, und, und, und war. Entgegen allen Gerüchten und historischen Darstellungen wanderten, zelteten die Kinder der DDR nicht alle im Blauhemd oder in der Pionierbluse mit Halstuch und Käppi. Silvia Mönch im OLG, Viola Reinhardt im Reinstein-Haus, Sven Poltmann auf dem Steinweg- es vergeht kein Stadtgang ohne eine Vielzahl von Freundlichkeiten.
Wohl aber kam es beim Wandern nicht selten zu schweißtreibenden Irrtümern.
Auch Begegnungen mit den ehemaligen Eltern, heute oft glückliche Großeltern, machen das Leben lebenswert. Poldis Mama im Antiquitätengeschäft, Sandras Mama in der Taschenboutique gegenüber der Sparkasse, Michael und Susis elektrische Eltern in der Michaelisstraße, Anja Meißners Kammfabrikanten, die Familie im Haus des Henkers in der Jenaer Straße von Naumburg haben viele Neuigkeiten nicht nur in den Auslagen präsent. Und beim Bummel in einem nahegelegenen Einkaufscenter lernt Peo eine sehr elegante und italienisch wirkende Managerin als Partnerin, früher sagte man wohl eher Ehefrau, eines Possenhainers kennen, welcher beim Zelten in Prerow oder war es Wieck am Darß braun brannte, eben wie ein echter Dallmann. Genau diese Truppe war sehr zuverlässig, wenn sie den kleinen Christian, der kam immer mit, in ihre Obhut nahm. Einmal, so um 1975, wurde die Ausrüstung zum Zelten vom Klassenlehrer privat im Kofferraum transportiert, der schlafende Sohn in den Fond des PKW gebettet, während Frau Mama die Zehnklässler im Zug begleitete. In Wethau, nach 5 Kilometern Fahrt saß er plötzlich aufrecht und war so fasziniert von den nächtlichen Eindrücken, dass der Dreijährige nach acht Stunden Fahrt erst in Prerow wieder ermüdet in die Kissen sank.
Die Großen aus Aue, Molau, Schönburg, Naumburg wurden nie müde. Wittig, Gaudig und Teske, Gaudigs, Schuhmann, Reichert, Thober und Herrmann und wie sie sonst noch alle hießen, die gingen auch schnell einmal von Prerow zum Weststrand, angeführt von Gunter.
Sie schwärmten von hohen Wellen. Diese wollte die Lehrkraft auch kennen lernen und folgte, vorbei am von der Armee gesperrten Inselteil, den Schülerspuren, dabei einem unbekleideten polnischen Jüngling begegnend, den man heute dank einer riesigen Auffälligkeit als Filmstar unterbringen könnte.
Welche ein Entsetzen, als Peo fast haushoher Wellen ansichtig wurde. „Und darin habt ihr gebadet?“ Glück gehabt! Keiner und keine fehlte.
Ein Bummel im Rostocker Zoo mit den besten Mathematikschülern wie Nicole Hirche, Christian Kah, Sandra Scheler, Mario Mitsching und weiteren begabten Reisewilligen wie Silke Berlt, Anja Meißner während eines Aufenthaltes auf einem ausgemusterten Zehntausend Tonnen Frachter. Freude kommt immer wieder hoch, wenn einer aus der damaligen Schülergruppe, auch Beatrix Schubutz gehörte als Freundin von Nicol dazu, heute mit eigenem Kind an der Hand den Weg kreuzt.
Schade, dass Familie Schulz aus dem Rostocker Gnatzkoppweg vom Schicksal erst 30 Jahre später als gute Bekanntschaft Peos vorgesehen wurde. Ihr Steffen und seine Schwester hätten sich gefreut, eine ganze Klasse im Garten zum Fußballspiel, Steffens Hobby, aufzufordern. Nun, schon rein rechnerisch blieb ihnen diese Überraschung erspart.
Von Radis bei Wittenberg wurde der Ochsenkopf gesucht und nicht gefunden. Spätabends landeten alle nach vielerlei Waldwegen schweißgebadet in Gräfenhainichen. Damals fuhren noch die zuverlässigen Personenzüge der Deutschen Reichsbahn. Seltene Verzögerungen entstanden nur dann, wenn der Vorsitzende des Staatsrats und des Nationalen Verteidigungsrates und Erste Sekretär der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands im Sonderzug zur Hasenjagd blies. Schade eigentlich. Vielleicht wären dann Peo und seine Mannen, dem fröhlichen Waldhornklang folgend, wieder eher auf den rechten Pfad gelangt. Vom Ochsenkopf zum „Blasenden Ochsen“?
Mit einer fünften Klasse, Schülerin Katrin in kühler Morgenluft und eine Bronchitis vorprogrammierend, sie lief mit offener Jacke trotz strengster Hinweise durch die Lehrkraft, ging es zu Fuß, es war ja schließlich Wandertag, vorbei an Schweinsbrücke und dem Bäcker im Westen der Stadt über Trampelpfade in Richtung Glockenmuseum. Im dicksten Frühnebel des Oktobers landete die Gruppe an einem Weidezaun, überquerte diesen und vernahm immer einmal ein eisernes Rasseln. Nach längerer Zeit den nächsten Zaun überwindend stellte sich heraus, dass russische Panzer geübt hatten.
Glück gehabt.
Die technisch mit Atomkraft und Abhöranlagen ausgestattete Weltmacht bekam von rund dreißig Spähern, angeführt von einem räsonierenden Systemunfreund (das wäre doch einmal ein Verhörthema gewesen) nichts mit.
Ein mitleidiger Busfahrer des Personennahverkehrs Naumburg hielt, als wir Späher uns zur Straße durchgeschlagen hatten, auf offener Strecke und beförderte die verschreckt und abgelatscht anzusehende Truppe mit den Knaben Oliver Ehlert, Ronald Frohn, Jens Girbig, Lutz Hilbig, Steffen Jügler, heute ein erfolgreicher Papa von 4 Kindern, Wolfgang Kern, Ingo Meier, Uwe Neumann, Frank Osterloh, Lutz Pfeffer, Knut Richter, Matthias Spengler, Matheass Jörg Müller vom Flemminger Weg, Volker Tänzer, Mario Thyzel, Steffen Vernau, Mike Ziegler und den Mädchen Grit Böhme, Silke Marcholewski, Margrit Müller, Kerstin Seifarth, Katrin Stange, Myrian Sturm, Sylvia Thielemann und Kerstin Unger in das Glockenmuseum. Dort wurde nicht geläutet sondern gegossen. Dort schlug der Wanderfrust wieder in helle Begeisterung um, wie heutzutage in Mac Donald. Katrin übrigens, damals 11 Jahre und die Persönlichkeit entwickelnd, ist heute eine ökologische Hofbäuerin und Mutter von vier Kindern, beliefert auch Naumburger Haushalte mit ökologischen Waren, verkaufte am Tag des Denkmals 2010 im Marientor einmalige Brote. Jedem mobilen Einwohner kann ein Besuch des Anwesens Voigt im Thüringer Willschütz nahe Naumburg nur empfohlen werden.
Die Autobahnabfahrt von Coswig war auch ein Wegweiser für eine ganz besondere Klassenfahrt. Vierzehn Tage zelten in Seedorf am Schweriner See war angesagt. Marios Vater, Mitarbeiter eines Baubetriebes und natürlich Elternteil der Klasseneltern organisierte eine verbilligte Anreise. „Wenn ihr das Benzin aufbringt, fahre ich euch mit dem Betriebswagen hoch“, sagte Gerhard. Kein Problem, denn die Abteilung Volksbildung stellte anstandslos die Reisekosten und noch etwas mehr zur Verfügung, Wilhelm-te (ein Fachbegriff der Haushaltsabteilung, die Dame könnte Wilhelm geheißen haben) diese auch gleich auf unser Konto.
Am Tag der Abreise stiegen alle frohgelaunt in dieses Fahrzeug über eine hinten eingehängte Holztreppe des aufgesattelten Lastkraftwagens ein.
Keine Zelte zum Bahnhof schleppen, kein falscher Ausstieg auf der Gepäckbahnsteigseite in Halle, kein vermisster Schüler Ziegler, welcher vor dem Ausstieg in Schwerin auf dem Eisenbahnklo eingeschlafen war. Marios Papa, heute ist Mario selbst ein stolzer Vater mit Eigenheim in Wethau, legte den Gang ein und nentwich-te (ein Fachbegriff des Baubetriebes für durchschüttelndes Fortbewegen, dem Fahrer Nentwich zu Ehren so zum Verb erhoben) los.
Hier in Seedorf, Zelt an Zelt mit den Mädchen Miriam, Sandra, Anja, Barbara, Pia, mit Mario Nent, Sven Jügler und Sven Poltmann, Poldi genannt, Christian Wittenbecher, dem Bootspaddelversenker und heutigen Architekten, mit Michael Joachim, dem Temperamentbündel und heutigen Denkmalpfleger, Rene Fischer, dem Ein-Fuß-auf-dem-Grund-Rettungs-schwimmer und Christian Au, dem Sport-As und heutigem Lehrer, und wie sie alle hießen, dazwischen Tochter Käthchen und deren Bruder Titti, hier konnten die Jungen erahnen, was einmal auf sie zukommen wird, wenn sie Wert auf Körperpflege legen. Stundenlang saßen die Blumen der menschlichen Gesellschaft auf sonnendurchglühten Luftmatratzen und strählten sich gegenseitig ihr güldenes oder ebenholzfarbenes Haar. Das war ja auch keine Kunst, denn Anjas Opa hatte eine Kammfabrik in Naumburg.
Hier trank auch ein Mario Kurt Pfefferminztee mit Milch, Peos Lieblingsgetränk, bis zum Erbrechen. Er bekam diesen eingeflößt, weil er mit seinen Kameraden und Peos Sohn Christian nachts, weit weg von der erschöpft schlafenden Lehrkraft, an der Metro, einem Tellerkarussell, Weinsorten ausprobiert hatte und am Morgen über Übelkeit und Magenbeschwerden klagte.
Er war also besoffen. Naturheiler Peo hatte das nicht mitbekommen und Mario erbrach sich nach dem gut gemeinten Göttertrunk fürchterlich. Hier sammelten Wolfgang Kern und Christian Muscheln, glänzte Aumann mit Volleyballparaden. Letzterem fiel der Umgang mit den Sportlehrern leicht. Andere empfanden deren Anforderungen als unangenehm. Zu heftig versuchten diese, Elemente des Leistungssportes auf alle zu übertragen, den Willen der Partei, wehrfähige Berufsunteroffiziersbewerber (BUB) und Berufsoffiziersbewerber (BOB) zu produzieren. Sport war ein politisches Fach. Und komisch: Sportliche Lehrer, nicht Freunde des Systems, schleppten bei vormilitärischen Wettbewerben Leistungsschwache, links und rechts eingehakt, mit und durchs Ziel, um die Ersten zu sein. Ein „etwas Nachdenken“ darüber, wem dieser Wettbewerb dient, unterlag dem sportlichen Ehrgeiz.
Hier stellt sich wieder die Frage: Hat jeder, der gut arbeitete das System gestützt? War es vielleicht falsch, mit einer zehnten Klasse so um 1972 in die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft in Laasdorf im Bezirk Gera, heute Thüringen, zu fahren, um eine Woche lang Porree zu pflanzen? Die schwere Tagesarbeit auf den Feldern ließ ahnen: das Leben bietet auch unvermeidbare Mühen. Werner Klieber, Uli Lenz, Martina Hiller, Petra Hartrampf, Renate Menge, Christine Mitsching und wie sie sonst noch alle hießen hatten aber auch nach den Mühen ihr Gaudi, als im Nachtquartier, einem Bauernhof, plötzlich die Tore dröhnten und Laasdorfer Jugendliche damit den Mädchen ihre Bereitschaft zum Kennen lernen drastisch mitteilten. Der mutige Ulli, welcher schlaftrunken aufsprang, um sich in den Nahkampf zu begeben, trat in eine Scherbe und schnitt sich den Fuß auf. Nur gut. Durch den Schreck der Verursacher sanken die Hormone unter den Erfolgsspiegel. Die Bedroher wurden zu Helfern und holten den Arzt.
Ja, ja, die Polytechnische Oberschule. Schade, dass sie bei aller Freude am Miteinander von Schülern, Eltern und Lehrern, bei allen fachlichen und erzieherischen Höchstleistungen als Instrument eines politisch unmoralischen Systems missbraucht wurde. Die Schule war gut, ihr Ziel, die Gleichschaltung, schlecht.
„Wir wollen uns trösten, denn die Gelenkfunktionsbetreiber (Förderstufe der SPD in Klasse 5 und 6) und ihre Nachfolger haben nach der politischen Wende 1989 dafür etwas ganz Neues und Großartiges erfunden und werden auf dem schnellsten Wege über Jahre des Versuchens und Zerredens mit der Einführung beginnen, mit einem Rudiment des Polytechnischen Unterrichtes, einem Rumpf, genannt „Kontakt in die Betriebe“ meint Peo. Sie zerschlagen aber gleichzeitig auch mit einem sogenannten Flexi- Erlass die Reiselust der Lehrkräfte und sorgen so für den Ausgleich von Gut und Böse.
Auch jetzt, im Jahr 18. n. d. Wende stehen die Bürger fassungslos vor dem sich langsam erholenden Wrack der Schulpolitik des Landes, in Konkurrenz mit den aufblühenden Privatschulen nicht mithalten könnend.
Im Archiv des Naumburger Tageblatts vom 10. April 2008 kann diese traurige Tatsache nachgelesen werden.
Totengräber der staatlichen Allgemeinbildenden Schulen sind aus Sicht vieler Betroffener die Land- und Bundestagspolitiker, welche das Allgemeinwohl ihrer Profilierungssucht unterordneten.
Es hilft wohl auch kaum ein dem Aufgaben- und Bildungsanspruch gewachsener parteiloser Minister, der eine Lehrplanreform ab 2009 in den Sekundarschulen in Bewegung setzen will. Mit mehr Deutsch und Mathematik sollen die klassischen Kulturtechniken Lesen, Schreiben, Rechnen geübt und gefestigt werden. Hat er auch bedacht, dass eine begleitende Strategie dazu gehört, welche die Kohorten von Besserwissern, Neidkritikern und Politikkarrieristen, auch die in den eigenen Reihen, in die Schranken weist?
Ab dann, dem fünften Februar 2008, wird es interessant sein, die Stückweise Zerlegung des lobenswerten und dringenden Vorhabens in das Minimum zu erleben. Um zu dieser Vermutung zu kommen muss man kein Pessimist sein. Es reicht der einfache Realitätssinn und etwas Lebenserfahrung.
Nur gut, dass es in den Schulen noch Lehrer aller Klassenstufen gibt, die sich die Freude am Beruf nicht vermiesen lassen, noch immer die Kulturtechniken aus eigenem Antrieb pflegen, wie es Peo jüngst am 26.09.2007 von einem Handwerker aus den Fuchslöchern Kleinjenas erzählt wurde, der mit seinem Nachbarn, eben diesem Pädagogen zwischenmenschliche Beziehungen wie eh und je pflegt und dessen Arbeit kennt.
Wird uns die Mahnung der OECD, der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, hoffen lassen, wenn Generalsekretär Angel Gurria Deutschland am neunten April des Jahres 2008 zu einer umfassenden Bildungsreform auffordert?