5.2.8. Hauen und Stechen
5.2.8. Hauen und Stechen
Wer wagt es heute, einen Schüler zu schütteln? Wer nimmt es noch auf sich, Schulkindern und –jugendlichen das Rauchen außerhalb des Schulgeländes zu verbieten? Peo musste einmal in mehreren Beratungen gleich am Anfang der Wende Eltern davon abhalten, einen Lehrer anzuzeigen, weil dieser sich in die freiheitlich demokratischen Rechte der Straße einmischte, vor der Schule zu rauchen.
War Peo dankbar oder dienstneutral? Jedenfalls überließ uns dieser Lehrer, gerade erst Vater eines zweiten Sohnes geworden, weit vor diesem Vorgang selbiges Kleinkind zur Beaufsichtigung und Pflege für einige Tage. Angeregt durch den Umgang mit dem Wonneproppen Jan wurde dieser Knabe der potentielle Vater Peos Tochter, welche im angemessenen Zeitraum als unser zweiter Glücksstern auf die Welt kam. Auf die Idee, dass es so sein könnte, das mit dem potentiellen Vater, kam, wenn die Erinnerung nicht trügt, die Mutter des Knaben.
Gibt es im neuen Land die Möglichkeit, einer erkrankten Lehrerin von jedem Schüler der von ihr unterrichteten Klassen eine Genesungspostkarte zu schicken? So ca. 100 kamen zusammen und trafen sich mit dem Porto der Lehrkraft versehen erst im Briefkasten, dann auf dem Krankenhausbett der Genesenden wieder. Im alten System wurde geprüft, ob dahinter staatsfeindliche Ansammlungen stehen. Heute wird geprüft, ob die Schüler zu diesem Freundschaftsakt genötigt wurden. Eine Anzeige reicht schon.
Leider war die ideologische Partei- und Staatsdoktrin in Beton gegossen, eben echt Portlandzement (nicht in der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft unter Mühen erstanden). Die Heimwerker wissen, wie man da mit Fäustel und Meisel herangehen muss und wir wissen heute, das Fäustel und Meisel die Borniertheit und Selbstherrlichkeit nicht brachen. Heute werden die Betonköpfe, die ganze Völkerscharen ins Unglück rammten, ersetzt durch Parteiengezänk, Karrieredenken und Unfähigkeit. Peo, der sich einbildete, auch in einer Landesbehörde, in welche er ja nun geraten war, politisch verantwortlich denken und handeln zu dürfen, spürte bald das Hierarchiedenken. Sein Drang, für den Bürger und gegen bürokratische Grenzen zu entscheiden, wurde immer wieder durch Ressortdenker, also Amtsbereichshüter im Namen der eigenen Arbeitsplatzerhaltung, abgeblockt. „Eltern nahe der Landesgrenzen konnten nicht einsehen, die Schulanfänger über viele Kilometer einschulen zu lassen, wenn gleich nebenan in Thüringen und in einem Fall auch in Sachsen, zu Fuß erreichbar, die Schule stand. Peo genehmigte den Elternwillen und wurde sofort von einer eingeflogenen bornierten Ministeriellen aus Bonn, am teutonischen Grenzfluss gelegen, vorgeladen“.
Dass so ganz nebenbei ein Protokollant saß, ein die Personalfragen bearbeitender Wessi, wurde erst deutlich, nachdem aus der harmlosen Einladung zum Dienstgespräch im Jahr 1996 Tage später eine Anhörung gedrechselt wurde. Welch eine Mischung aus Hierarchie, Borniertheit und Reck-hafter Hinterhältigkeit. So etwas hatte Peo, der oft Geladene, unter dem Sternbild von Hammer und Sichel noch nicht erfahren.
Auffallend und damit bezeichnend war auch in einer Breiten Straße einer Landeshauptstadt, dass die ministeriellen Titelträger West und die einverleibten Mitarbeiter Ost im Speiseraum in getrennter Räumlichkeit und an getrennten Tischen saßen. Da ahnte man doch gleich, was alles zu erwarten sei.
Sollte es doch wahr sein, was einige, nein viele Leute sagen: In der DDR wusste man, dass man politisch belogen wird. In der Bundesrepublik sind politische Aussagen als Lügen und Betrug so fein gesponnen, dass sie schwer durchschaubar sind? Um so mehr wird gelogen und betrogen. Die gewählte Volksvertretung hat aus der Geschichte keine Lehren gezogen und das Volk den Wölfen, sprich den Volksvertretern, den Konzernchefs, den Kennern der kriminellen Kniffe, den diebenden Grenzgängern, den Rauschmittelhändlern, den politischen Hasardeuren zum Fraß übergeben.
Auch sehr belustigend empfanden die Konferenzteilnehmer aus allen Fachämtern die Frage des Peo anlässlich einer Landeskonferenz an den roten Fachminister, seinen obersten Dienstherren, in seiner typischen Pose stehend und mit einem Notizzettel in der rechten Hand, was mit der Gelenkfunktion der Förderstufe geschieht, wenn dessen Partei durch die nächste Wahl fällt. Sie fielen ja auch und der Bildungsschaden konnte in Jahren harter Arbeit nur gemildert werden, da nützte all das Recken und Harmsen nichts (auf dem Stern Umschreibungen für brutale Kompromissbügelei und heuchlerische Eleganz (hießen vielleicht die Minister Reck und Harms?)).
Einem Märchen entlehnt könnte man, des Ministers nachgestalteten Betonkopf über dem Torbogen sehend, dichten:
„Ach Hartmute, der du da hangest,
wenn das deine geschädigten Schüler und Lehrer sähen,
das Herz tät ihnen vor Freud zerspringen.“
Ja, auch die Frage an einen Leiter einer süddeutschen Forschungseinrichtung mit vielen Vielverdienern, warum diese eigentlich existiere, wenn im Vortrag vor den aufnahmewilligen Osthörern in Halle nicht ihre Ergebnisse in eine Verbesserung der Bildungsaufsicht einflössen, nach eigener Aussage behindert durch bayerische Bildungspolitiker, wurde über den langen Arm der Oberstmenschen, der neuerdings immer Rechthabenden, der Fragende gerade gebogen bzw. personell bereinigt. Sehr aktiv war dabei ein schwarzer Abteilungsleiter, welcher zunehmend an Leibesumfang litt und auf liederliche Kleidung viel Wert legte. Ein Erfüllungsgehilfe aller Farben.
Während Peo darüber nachdachte machte sich der Autor Gedanken, ob diese rein fiktiven Erlebnisse nicht eine Extraausgabe wert wären.